Francois Deville, ein Gemüsebauer
südlich von Mons, kam gerade aus seinem Stall, um einen frischen
Eimer Wasser zu holen, als er Trommeln und Trompetenklang wahrnahm.
Mit der Zeit kam dieser Wirbel immer näher und wurde immer lauter,
bis er schließlich die ersten Flaggen auf der Chausée ausmachen
konnte. Von überall her stürmten die Leute aus ihren Häusern und
Gehöften, um dem Spektakel beizuwohnen.
„Ils sont des Français!“
schallte es durch die Straßen – ungefähr im gleich Augenblick,
als die Reiter des hannoveranischen Husarenregiments „Duke of
Cumberland“ hastig aufsaßen und gen Norden dahin preschten.
Napoleon 1er, der ehemalige und neue
Kaiser Frankreichs, hatte sich mit seiner Armee nach Norden gewandt,
um die Truppen von Großbritannien und Preußen zu schlagen, bevor er
sich mit den Armeen Österreichs und Russlands beschäftigen würde.
Der Plan sah Folgendes vor: seine
Hauptstreitmacht, die Armée du Nord, würde sich bei Charleroi
zwischen Blücher und Wellington schieben, um diese getrennt zu
vernichten, während eine Reserve, unter dem „eisernen“ Marschall
Davout, von Mons aus nach Norden vorstoßen würde, um den
Rückzugsweg Wellingtons abzuschneiden und dessen Untergang zu
besiegeln.
Leider konnte Napoleon nicht mehr über
so viele fähige Anführer verfügen wie einst in den glorreichen
Kampagnen von 1805 oder 1809, aber auf einen konnte er sich noch
immer verlassen: Louis Davout – der einst mit seinem Korps eine
gesamte preußische Armee bei Auerstädt vernichtet hatte. Die beiden
anderen verfügbaren Marschälle, Grouchy und Ney, würde er unter
seinem persönlichen Kommando behalten und sie nicht aus seiner
Kontrolle lassen.
Wie Napoleon wusste, war Wellington
breit gefächert aufgestellt, um möglichst viele Anmarschwege
abzusichern. Dies wollte er ausnützen, um bei Charleroi mit seiner
Hauptmacht durch die alliierten Linien durchzustoßen und Blücher zu
vernichten, bevor Wellington sich konzentrieren konnte. Gleichzeitig
würde das Reservekorps dieses Unternehmen unterstützen, indem es
beim Marsch von Mons gen Norden so viele Truppen wie möglich binden,
und weiters Wellington in seinem Glauben stärken würde, dass der
eigentliche Hauptstoß von Napoleon gen Oostende gerichtet ist.
Am Abend des 14. Juni 1815 sind deshalb
folgende Depeschen an die verschiedenen Kommandanten geschickt
worden:
im Bereich Reserveflügel:
An GenDiv Merlin, 6e Division de
Cavalerie:
Ihre Division bildet die Avant-Garde des Ve Corps. Setzen Sie sich deshalb bei Sonnenaufgang Richtung Mons in Marsch und klären sie die dortigen Kräfte frühzeitig auf. Es ist von höchster Wichtigkeit, dass der Feind im Raum Mons schnell geworfen wird und sie mit ihrer Reiterei sofort nachsetzen. Sobald Mons eingenommen ist, setzen sie Richtung Norden nach und bewegen sich Richtung Soignies, und der dortigen Straßenkreuzung.
An GenDiv Rottenburg, 15e Division
d'Infantrie:
Tagesbefehl für den 15. Juno: Vorrücken Richtung Mons und darüber hinaus Richtung Soignies. Unterstützen und Koordinieren mit der 6e Div de Cavalerie, um eine zügige Einnahme von Mons zu gewährleisten sowie um den Weg Richtung Norden für das nachrückende Korps zu öffnen.Geschwindigkeit und Elan sind höchste Priorität!
Bereich Armee du Nord:
An die Garde:
Ein umgehendes Übersetzen über die Sambre im Raum Charleroi ist von höchster Priorität. Deshalb fällt diese Aufgabe den Pionieren und Voraustruppen der Garde zu. Der Kaiser ist überzeugt, diese Truppen werden diese Aufgabe mit Überlegenheit meistern.
An das IVe Corps:
Bringen Sie ihr Korps über die Sambre im Bereich Chatelet mit weiterer Marschrichtung Culbart, Fleurus. Geschwindigkeit, Elan und energisches Nachsetzen sind von höchster Priorität!Ihr Korps bildet den rechten Flügel der Armee – handeln sie dementsprechend!
The main French plan of advance |
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